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Der knallrote Fußball

„Mama, ich gehe in den Garten, um noch ein bisschen zu trainieren“, ruft David in Richtung Küche, als er seine Sportschuhe aus dem Regal holt. „Ist gut“, sagt Mama, „aber denke bitte daran, dass wir um sechs Uhr Abend essen wollen.“ „Ja, alles klar“, verspricht David und ist auch schon verschwunden. Mama sieht ihm durchs Küchenfenster zu, wie er im Garten rennt, springt und Tennisbälle wirft. Sie schüttelt lachend den Kopf über seinen Eifer. Morgen findet in der Schule ein Sportfest statt und David freut sich schon lange darauf. Er macht gerne Sport und hofft, dass er morgen viele Punkte sammeln kann. Denn Herr Leitner, der Sportlehrer, hat den Schülern etwas versprochen: Jeder, der mehr als 300 Punkte erreicht, gewinnt einen knallroten Fußball. David möchte so gern diesen roten Fußball haben. Deshalb übt er jeden Tag im Garten Laufen, Springen und Werfen. Und er findet, dass er es schon richtig gut kann. Am nächsten Morgen ist es endlich soweit. David hüpft sofort nach dem Aufwachen aus dem Bett und macht sich schnell fertig, um ja nicht zu spät zu kommen. „Guten Morgen“, begrüßt Papa ihn am Frühstückstisch, „hast du gut geschlafen?“ „Ja, prima“, antwortet David. Dann zeigt er an sich herunter und sagt verschmitzt: „Papa, was fällt dir heute auf?“ Papa kratzt sich am Kinn und grübelt. „Keine Ahnung. Sag du es mir.“ Da dreht sich David lachend einmal im Kreis: „Ich gehe heute in der Jogginghose zur Schule und brauche keinen Ranzen, nur meine Sportsachen.“ Dann setzt er sich schnell an den Tisch und Papa spricht das Tischgebet: „Herr, wir danken dir für das gute Essen. Bitte bewahre David heute auf dem Sportfest und schenke, dass er immer nach deinem Willen fragt. Amen.“  Auf dem Weg zur Schule trifft David seinen Freund Felix. Felix ist gar nicht begeistert von diesem Tag, denn mit Sport kann er überhaupt nichts anfangen. Er ist klein, kugelrund und schnell außer Puste. Felix hat David schon oft gefragt, was er an den Sportstunden so toll findet.

Obwohl die beiden Jungen so unterschiedlich sind, sind sie die besten Freunde. Felix hilft David oft in Mathe, denn darin ist er der Klassenbeste. Und David hilft Felix dafür im Sportunterricht. Der Sportwettbewerb findet auf dem Sportplatz neben der Turnhalle statt. Als David und Felix dort ankommen, müssen sie erst einmal schauen, wo ihr Sportlehrer ist, denn der ganze Platz ist voller Schüler und Lehrer. „Guten Morgen“, begrüßt Herr Leitner sie, als sie ihn gefunden haben, und macht auf seiner Liste einen Haken bei Felix und einen Haken bei David. „Jetzt fehlt nur noch Jana“, sagt er, um gleich darauf auch hinter Janas Namen einen Haken zu machen, denn sie kommt gerade angerannt. „Es gibt drei Stationen“, erklärt Herr Leitner dann. „Weitsprung, Weitwurf und 100-Meter-Lauf. An jeder Station stehen Lehrer, die eure Weite messen oder die Zeit stoppen. Beim Werfen und Springen habt ihr drei Versuche, den 100-Meter- Lauf dürft ihr nur einmal machen. Überall gibt es Punkte, die auf eure Kärtchen geschrieben werden. Zum Schluss werden alle Punkte zusammengezählt. Wir treffen uns um zwölf Uhr wieder hier, um die Fußbälle zu verteilen.“ David schaut hoffnungsvoll auf die roten Bälle, die Herr Leitner in einem großen Netz aufbewahrt. Wie gern möchte er so einen Ball haben. „Und jetzt viel Spaß und gutes Gelingen“, sagt Herr Leitner und beginnt die Kärtchen zu verteilen. Die Schüler nehmen ihre Kärtchen und laufen in alle Richtungen auseinander. David und Felix entscheiden, dass sie alle Stationen gemeinsam machen wollen und gehen zuerst zum Weitwurf. Dort ist gerade der Alleskönner Paul an der Reihe. Er schleudert seinen Arm durch die Luft, als müsse er einen Schwarm Bienen verscheuchen, dann nimmt er Anlauf und wirft den kleinen Ball mit viel Schwung nach vorne. David staunt: Paul kann wirklich weit werfen. Als nächstes ist Felix an der Reihe. Mit ganzer Kraft versucht er, den Ball nach vorne zu werfen, doch er landet im Gebüsch. „Macht nichts, probier es einfach noch mal. Schließlich hast du drei Versuche“, macht David ihm Mut. Doch so sehr sich Felix auch anstrengt, der Ball will einfach nicht dahin, wo er hin soll. Paul steht daneben und grinst. „Da kann ja meine Oma besser werfen“, sagt er spöttisch, bevor er weitergeht. „Hör einfach nicht hin“, sagt David, der jetzt mit Werfen an der Reihe ist. Die Bälle fliegen ganz gut und David bekommt 100 Punkte auf seinem Kärtchen eingetragen.

Als Nächstes gehen die Jungen zum Weitsprung. Sie müssen einen Moment warten, bis sie an der Reihe sind, und sehen solange den anderen Kindern zu, wie sie mit viel Anlauf in die Sandgrube springen. Paul macht dabei natürlich wieder einen Riesenwirbel. Schließlich sollen ihn alle bewundern. David findet das affig, doch insgeheim hofft er, dass er noch weiter springen kann als Paul. Und tatsächlich – das Springen klappt bei David richtig gut. Er springt dreimal ganz weit in den weichen Sand und bekommt dafür 110 Punkte. David schaut froh auf sein Kärtchen. Jetzt fehlen ihm nur noch 90 Punkte, um einen Ball zu gewinnen. „Das schaffe ich leicht“, denkt er und schaut zu, wie es bei Felix mit dem Weitsprung klappt. Sein Freund ist schon krebsrot im Gesicht, dabei hat er noch nicht einmal angefangen. „Seht euch den an, das wird lustig“, spottet Paul. Felix rennt los, springt viel zu früh ab und – landet kurz hinter dem Absprungbrett auf seinem Hosenboden. Auch die beiden anderen Versuche klappen nicht besser. Paul krümmt sich vor Lachen. Der Lehrer schimpft zwar mit ihm, doch Felix ist trotzdem bedient. Er hat Tränen in den Augen und will nicht mehr weitermachen. „Dieser blöde Sport“, jammert er. „Ich kann das einfach nicht.“ David kommt seinem Freund zu Hilfe. „Lass dich von Paul nicht ärgern. Komm, wir treten beim Laufen zusammen an.“

David geht mit Felix zum 100-Meter-Lauf und bittet den Lehrer, dass sie in einer Gruppe laufen dürfen. Der Lehrer erlaubt es und gemeinsam gehen sie an den Start. „Auf die Plätze – fertig – los!“ David, Felix und zwei andere Jungen laufen los. Felix gibt sich alle Mühe, doch die beiden Jungen haben ihn sofort überholt. David feuert ihn an: „Komm, du schaffst das!“ Er läuft genauso langsam wie Felix und denkt gar nicht mehr an seine Punkte, die er braucht, um den roten Fußball zu gewinnen. Er will einfach seinem Freund helfen. Und Felix rennt tatsächlich ein bisschen schneller. Gemeinsam kommen sie als Letzte im Ziel an. Felix keucht und japst – doch er hat es geschafft und ist glücklich. „Danke!“, sagt er atemlos zu David. „Du bist echt ein guter Freund.“ Paul verdreht die Augen und sagt leise, damit es der Lehrer nicht hört, zu David: „Wie kann man nur so dumm sein und dem auch noch helfen?“ „Lass Felix endlich in Ruhe!“, faucht David ihn an und schaut so grimmig, dass sogar Paul ein bisschen Angst bekommt. Um zwölf Uhr treffen sich die Schüler wieder bei Herrn Leitner. Die schönen Fußbälle liegen immer noch an ihrem Platz. David weiß, dass er nicht genug Punkte hat, um einen roten Ball zu bekommen, doch irgendwie macht ihm das nichts aus. Er ist froh, dass er seinem Freund geholfen hat. „Danke“, betet er leise, „danke, Herr Jesus, dass du mir die Kraft dazu gegeben hast, Felix zu helfen.“ Herr Leitner liest die Punkte der Kinder vor und verteilt die Fußbälle. „Jana hat 310 Punkte, herzlichen Glückwunsch!“, sagt er und gibt ihr einen Ball. Jana strahlt.  „Paul hat 320 Punkte und bekommt auch einen Ball.“ Paul will sich gerade seinen Ball nehmen, da sagt Herr Leitner: „Paul, du bekommst zwar den Fußball, aber auch einen Eintrag ins Klassenbuch, denn ich habe gehört, dass du die Anderen geärgert hast.“ Paul sieht auf einmal richtig geknickt aus. Auch Friederike, Jonas und Steffi bekommen einen Ball.

Jetzt ist nur noch ein einziger Fußball übrig. David schaut in die Runde, wer ihn wohl bekommen wird. Doch plötzlich sagt Herr Leitner: „Der letzte Fußball ist für dich, David. Du hast zwar die 300 Punkte nicht erreicht, doch wir haben gesehen, dass du Felix geholfen hast, und so etwas wollen wir bei einem Sportfest auch belohnen. Hier, bitte schön.“ David kann es gar nicht fassen. „Danke“, sagt er und nimmt freudestrahlend seinen knallroten Fußball entgegen. David und Felix lachen sich an. Es ist schön, gute Freunde zu haben!     

 

 


Entnommen aus "Gott weiß alles" von Katja Habicht.
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ISBN 978-3-942258-12-8 / Art.-Nr. 176.812
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