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bei der Freien Evangelischen Christen-Gemeinde Altenschlirf

Der rote Erdbeer-Schnuller-Lutscher

Nina ist heute Morgen spät dran. Sie rennt so schnell sie kann zur Bushaltestelle, um den Schulbus noch zu erwischen. Im letzten Moment hüpft sie in den Bus und schon schließt sich die große Tür hinter ihr. Geschafft! „Hallo, Nina, da bist du ja endlich“, wird sie von ihrer Freundin Vanessa begrüßt. „Ich dachte schon, du bist krank.“ „Guten Morgen“, schnauft Nina und lässt sich auf den Platz neben Vanessa plumpsen. „Ich habe noch gelesen und dabei nicht auf die Zeit geachtet. Als Mama dann zum Frühstück gerufen hat, war ich noch nicht einmal angezogen.“ Vanessa lacht ihre Freundin an. Sie weiß, dass Nina ein richtiger Bücherwurm ist und andauernd irgendetwas zu lesen vor der Nase hat. „Und welches Buch war heute so spannend?“, fragt Vanessa neugierig. „Jesus und der blinde Bartimäus“, antwortet Nina sofort. „Das ist mein absolutes Lieblingsbuch.“ In der Reihe hinter ihnen beginnt Michelle zu kichern. Nina und Vanessa kennen das schon, denn Michelle macht immer dumme Witze, wenn sie über den Herrn Jesus oder die Bibel sprechen. Bald kommen sie in der Schule an und Nina und Vanessa laufen sofort zur Sporthalle hinüber, weil sie in den ersten beiden Stunden Sport haben. Sie freuen sich schon darauf, denn heute wollen sie Völkerball spielen - ihr Lieblingsspiel. Schnell ziehen sie sich im Umkleideraum ihre Sportsachen an und hängen Rock und Pullover an die Kleiderhaken. Sie sind viel zu früh fertig und müssen auf Herrn Arnold, den Sportlehrer, warten. Da greift Nina noch einmal in die Sporttasche und holt etwas heraus.   

 „Sieh mal, Vanessa, ich habe heute einen roten Lutscher dabei, der wie ein Babyschnuller aussieht und nach Erdbeeren schmeckt.“ Vanessa leckt sich die Lippen. „Der sieht aber lecker aus.“ Als Nina den roten Erdbeer- Schnuller-Lutscher wieder in ihre Sporttasche steckt, hören sie Herrn Arnolds Stimme auf dem Gang. Rasch laufen die beiden Mädchen in die große Turnhalle und helfen ihrem Lehrer dabei, Bänke aufzustellen und Bälle zu holen. „Wir bilden vier Mannschaften“, bestimmt Herr Arnold, als alle Kinder da sind. „In der ersten Mannschaft sind Jonas, Vanessa, David, Michelle und Nina. In der zweiten sind ...“ Nina hört nicht mehr weiter zu. Sie ist froh, dass sie mit Vanessa in einer Mannschaft sein darf. Das Spielen macht viel Spaß. Vanessa und Nina springen hin und her, damit sie nicht vom Ball getroffen werden, und versuchen auch selbst, die Kinder aus der anderen Mannschaft abzuwerfen. Das ist nicht einfach und strengt mächtig an. Beide sind nass geschwitzt. „Wechsel!“, ruft Herr Arnold und bläst in seine Trillerpfeife. „Die beiden anderen Mannschaften sind dran.“ Vanessa und Nina gehen schnaufend zum Spielfeldrand. „Ich muss mal“, sagt Vanessa und verschwindet im Umkleideraum. Nina setzt sich auf eine Bank und schaut den Mitschülern beim Spielen zu. Nach einer Weile kommt auch Vanessa wieder und setzt sich zu ihr. Später ist die Mannschaft von Nina und Vanessa wieder dran und sie spielen, bis die Sportstunde zu Ende ist. „Das hat heute Spaß gemacht“, findet Nina, als sie sich im Umkleideraum die Sportsachen ausziehen. „Leider müssen wir jetzt die Mathearbeit schreiben.“ Vanessa zieht gerade ihren Rock an, als Nina beginnt, wie wild in ihrer Sporttasche zu wühlen. „Suchst du etwas?“, fragt Vanessa deshalb. Nina hat ihre Sporttasche mittlerweile ganz ausgeleert. „Wer war das? Wer hat meinen Lutscher aus der Tasche genommen?“, ruft sie in den Raum. Es ist mucksmäuschenstill. Keines der Mädchen sagt etwas. Nina kommen die Tränen. Wer geht denn einfach an ihre Tasche und klaut den Lutscher? Gemein ist das. Richtig gemein. „Komm, ich helfe dir, deine Tasche wieder einzuräumen“, sagt Vanessa leise. Nina nickt mit Tränen in den Augen und gemeinsam packen sie alles zurück in ihre Sporttasche. „Geh doch schon mal in die Klasse“, schlägt Vanessa dann vor und nimmt Nina tröstend in den Arm. „Ich suche hier noch einmal überall, und komme dann nach.“ Nina freut sich, dass Vanessa so lieb zu ihr ist, und nimmt den Vorschlag an. Auf dem Schulhof kommt plötzlich Michelle von hinten angeschlichen und flüstert Nina ins Ohr: „Ich weiß, wer deinen Lutscher geklaut hat.“   

Nina bleibt wie angewurzelt stehen. „Wer denn?“, fragt sie. Michelle schaut sich wichtig nach allen Seiten um und verkündet dann: „Das war Vanessa. Ich bin mir ganz sicher. Sie ist nämlich während der Sportstunde aus der Turnhalle gegangen.“ Nina schaut Michelle groß an. Sie weiß gar nicht, was sie sagen soll. Michelle grinst nur komisch und rennt in den Klassenraum. Und Nina steht ratlos auf dem Schulhof. Vanessa soll ihren Lutscher gestohlen haben? Ihre beste Freundin? In ihrem Kopf schwirrt alles durcheinander. Aber – was Michelle gesagt hat, stimmt. Vanessa ist wirklich während der Sportstunde in den Umkleideraum gegangen. Sie hätte also die Möglichkeit gehabt ...  „Nein! Das will ich nicht denken“, sagt Nina vor sich hin. „Vanessa ist meine Freundin, und sie hat den Herrn Jesus lieb. Ihr will ich vertrauen und nicht Michelle, die nichts vom Herrn Jesus wissen will und sogar über ihn lacht.“ 

Entschlossen geht Nina nun ebenfalls in den Klassenraum, stellt sich vor Michelle und sagt mit fester Stimme: „Pass mal auf. Ich möchte nicht, dass du so etwas über Vanessa sagst. Ich vertraue Vanessa und deshalb verdächtige ich sie auch nicht, dass sie meinen Lutscher gestohlen hat.“ Nina holt tief Luft und setzt sich auf ihren Platz. Michelle tut so, als ob Nina keine Ahnung hat und grinst nur. Jetzt kommt auch Vanessa angerannt. „Ich habe den ganzen Umkleideraum abgesucht, aber den Lutscher habe ich nicht gefunden“, schnauft sie, wirft ihre Sporttasche neben den Tisch und ihre Jacke über die Stuhllehne. Dabei streift sie den hinteren Tisch, an dem Michelle sitzt, und Michelles Mäppchen fällt mit einem Plumps zu Boden. „Entschuldigung“, sagt Vanessa und bückt sich, um alles aufzuheben. „Lass das, ich mach es selbst!“ Hastig krabbelt auch Michelle unter den Tisch. Doch Vanessa ist schon dabei, alles einzusammeln: Buntstifte, Füller, Bleistift, Radiergummi und ... was ist das? „Du warst es! Du hast Ninas Lutscher gestohlen!“, ruft Vanessa und hält den roten Erdbeer-Schnuller-Lutscher hoch, der aus Michelles Mäppchen gefallen ist. Michelle wird ganz rot im Gesicht, als plötzlich alle sehen können, was sie getan hat. Als die Mathelehrerin, Frau Wagner, hereinkommt und die Aufregung sieht, will sie wissen, was geschehen ist. Michelle muss sich bei Nina entschuldigen und natürlich den Lutscher zurückgeben. Kleinlaut und mit rotem Kopf setzt sie sich auf ihren Platz zurück. Die Mathestunde kann beginnen. Nina lacht Vanessa an und sagt ganz glücklich: „Danke!“ Sie ist so froh, dass sie Vanessa vertraut hat. Leise dankt sie auch dem Herrn Jesus. Da kommt ihr eine Idee, wie sie Vanessa eine Freude machen kann. Heute Mittag will sie Geld aus ihrer Spardose nehmen und in den kleinen Laden in der Steinstraße gehen. Mal sehen, ob es da noch rote Erdbeer- Schnuller- Lutscher gibt.



Entnommen aus "Gott weiß alles" von Katja Habicht.
Copyright © 2013 BOAS-Verlag, Inh. Friedhelm von der Mark, Burbach
ISBN 978-3-942258-12-8 / Art.-Nr. 176.812
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